Moderne Objektive sind in vielen technischen Aspekten Vintage-Objektiven überlegen: Sie bieten eine scharfe Abbildung, geringe Verzerrungen, schnellen Autofokus und optimierte Beschichtungen gegen Streulicht und chromatische Aberrationen. Doch trotz dieser „Unterlegenheit“ in Sachen Perfektion haben historische Objektive einzigartige Eigenschaften, die sie für viele Fotografen wertvoll machen.
Gründe, warum man mit Vintage-Objektiven fotografieren sollte:
1. Moderne Objektive sind klinisch korrekt – Vintage-Linsen hingegen haben „Seele“
– Sanfter Kontrast & „Dreamy Look“ (ideal für Porträts und Stimmungsbilder)
– Charakteristisches Bokeh (Swirly-Effekt, Sonnensterne, ungleichmäßige Unschärfe)
– Warme Farbwiedergabe (ältere Vergütungen erzeugen oft einen leicht gelblichen oder pastelligen Stich)
2. Moderne Objektive korrigieren optische Fehler – alte Linsen nutzen sie als Stilmittel :
– Sphärische Aberrationen (cremiges Bokeh, weiche Übergänge)
– Vignettierung (dunkle Ecken, die Bildern Tiefe verleihen)
– Lens Flares & Glow (romantische Lichteffekte, die bei modernen Linsen oft unterdrückt werden)
3. Handwerkliche Qualität & Haptik
– Metallbauweise (robuster als moderne Kunststoffobjektive)
– Butterweicher Fokusring (präzise manuelle Steuerung)
– Mechanische Langlebigkeit (keine Elektronik, die kaputtgehen kann)
4. Kostengünstiger Einstieg in hochwertige Optik
– Viele exzellente Vintage-Objektive gibt es unter 100€ (z. B. Helios 44, Pentax Takumar, Canon FD).
– Ideal für Experimente, ohne teure Neuanschaffungen.
5. Langsame, bewusste Fotografie
– Manueller Fokus zwingt zur bewussteren Bildgestaltung.
6. Kreative Herausforderung & Lernprozess
– Man lernt Blende, Schärfe und Belichtung besser zu verstehen.
– Vintage-Linsen reagieren anders als moderne Glasoptiken – das schult das fotografische Auge.
Da historische Objektive oft andere Bajonette haben (M42, Exakta, Leica M, Nikon F, Pentax K etc.), braucht man passende Adapter. Diese sind meist mechanische Zwischenringe ohne elektronische Kontakte, da alte Objektive rein manuell funktionieren.
Einige wichtige Punkte sollten unbedingt beachtet werden :
1. Das Auflagemaß (Abstand zwischen Bajonett und Sensor) muss passen.
Beispiel: M42-Objektive (Auflagemaß 45,46 mm) lassen sich leicht auf Sony E-Mount (18 mm) adaptieren, aber nicht umgekehrt.
Nikon F hat ein langes Auflagemaß (46,5 mm), daher sind Adapter für kürzere Systeme
(z. B. Canon EF-M) oft mit einer Optik versehen was einen Qualitätsverlustzur Folge haben kann.
2. Kein Autofokus, oft auch keine automatische Blendenkontrolle.
– Bei Objektiven mit „Preset-Blende“ (z. B. Pentax Takumar) muss die Blende manuell geschlossen werden.
3. Viele Vintage-Objektive sind für Kleinbild (Vollformat) ausgelegt.
– An APS-C- oder MFT-Kameras ergibt sich ein Crop (z. B. 50mm → 75mm bei APS-C).
Nach dieser kleinen Einführung geht es weiter im 2.Teil mit dem Helios Objektiv als konkretes Beispiel für ein Vintage Objektiv